Das Mittsommerfest ist für viele Schweden einer der wichtigsten Feiertage überhaupt und kommt gleich hinter Weihnachten. Das ist auch kein Wunder: Das Fest hat eine lange Tradition, ist weit über die Grenzen hinweg bekannt und wird ausgiebig gefeiert. Neben Geselligkeit ist ebenso das Essen und der Alkohol wichtig, ebenso der berühmte Blumenkranz. In diesem Beitrag möchte ich näher darauf eingehen, wie Mittsommer in Schweden gefeiert wird.
Eine lange Tradition
Das Mittsommerfest hat in Schweden eine lange Tradition und wird seit Jahrhunderten gefeiert. Das Fest, welches auf schwedisch „Midsommar“ heißt, wird stets zwischen dem 20. und 26. Juni begangen. Gefeiert wird, je nach Region, am Mittsommerabend (Freitag) oder am Mittsommertag (Samstag). Manchmal auch an beiden Tagen, je nach Belieben. Im Gegensatz zu Ostern oder Weihnachten gibt es keinen religiösen Hintergrund, gefeiert wird das Licht, die Sommersonnenwende und die helle Jahreszeit.
Midsommarstång
Die Midsommarstång (Mittsommerstange) ist ganz grob vergleichbar mit dem Maibaum und unverzichtbar bei jedem Mittsommerfest. Die gängigste Form ist ein Pfahl mit einem Querarm, an dessen Ende zwei Kränze hängen. Diese sind, zusammen mit dem Stamm, mit grünen Blättern und Blüten bedeckt. Nach der Aufstellung wird um die Midsommarstång herum getanzt und gesungen. Eines der bekanntesten Lieder ist dabei Små grodorna (Die kleine Frösche). Beinahe jeder Schwede kennt das Lied und kann es mitsingen. Dabei wird gehüpft und lustige Quaklaute von sich gegeben.
Interessant ist, dass die Tradition des Maibaumes vermutlich im Mittelalter von Deutschland nach Schweden kam.
Speis und Trank
Was gehört zu jedem großen Fest mit dazu? Genau, Essen und Trinken. Zu einem guten Mittsommerfest gehört eine Mischung aus bodenständigen kalten und warmen Speisen wie zum Beispiel Kartoffeln, Hering, Lachs, Käse, Erdbeeren, Köttbullar und verschiedene Sorten Brot. Im Grunde ist für jeden Geschmack etwas dabei und es erinnert an das berühmte schwedische Weihnachts- oder Osterbuffet. Üblich ist, dass jeder Gast etwas zu Essen mitbringt, damit der Aufwand nicht zu groß ist. Dieses Prinzip der „Arbeitsteilung“ nennt man in Schweden „knytkalas“. Als Deko dürfen frisch gepflückte Wiesenblumen nicht fehlen.
Diverse alkoholfreie und alkoholhaltige Getränke gehören ebenfalls dazu. Diverse Schnäpse, Bier und sonstige Spirituosen löschen nicht nur den Durst sondern lockern auch die Zunge. Traditionell werden mindestens drei unterschiedliche Sorten Schnaps in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen angeboten. Wichtig: Bei jedem neuen Glas gibt es ein (anderes) Trinklied. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es in Schweden mehrere tausend Trinklieder existieren. Das wohl bekannteste und beliebteste Trinklied ist Helan går.
Wer in Schweden ein eigenes Mittsommerfest ausrichten möchte sollte beachten, dass der Systembolaget an Samstagen eher schließt und Sonn- sowie Feiertags geschlossen hat. Da an den letzten Tagen vor Mittsommer der Andrang hoch ist, wollten die eigenen Alkoholvorräte rechtzeitig aufgefüllt werden. Die Mitarbeiter vom Systembolaget sind da sehr hilfreich und können auf Wunsch auch fast alles besorgen.
Gesellschaftsspiele
Neben Speis, Trank und Gesang gehören auch Gesellschaftsspiele zu Mittsommer. Diese dürfen auch gerne etwas albern sein. Klassisch ist dabei der Femkamp (Fünfkampf): In fünf unterschiedlichen Disziplinen messen sich die Teilnehmer und kämpfen spielerisch um den Sieg.
Ein weiteres Spiel ist Kubb. Bei diesem Spiel müssen zehn kleine Holzklötze und ein größer „König“ mit einem Stöckchen umgeworfen werden. Das Spiel, welches in Deutschland unter anderem als „Wikingerspiel“ bekannt ist, bekommt man in Schweden in jedem größeren Supermarkt. Die Gesellschaftsspiele sind übrigens eine gute Gelegenheit, mit anderen Personen ins Gespräch zu kommen.
Der Blumenkranz
Ebenfalls unverzichtbar für Mittsommer in Schweden ist der Blumenkranz. Dieser ist übrigens weit mehr als nur einfacher Schmuck, denn laut Überlieferungen steht er für Fruchtbarkeit und die Wiedergeburt. Damit der Blumenkranz seine volle Wirkung entfalten kann, müssen die Blumen schweigend gepflückt werden.
Eine weitere Sage besagt: Alleinstehende Frauen, die insgesamt sieben unterschiedliche Blumen von sieben unterschiedlichen Wiesen pflücken und diese in der Mittsommernacht unter ihr Kopfkissen legen, träumen von ihrem zukünftigen Ehemann.