Das schwedische Rentensystem wurde im Laufe der Geschichte mehrfach reformiert und der sich ändernden Gegebenheiten angepasst. Die letzte große Änderung fand in den 1990ern statt, seit dem gibt es die kapitalgedeckte Prämienrente.
Aktuell stützt sich das schwedische Rentensystem auf drei Säulen: Der staatlichen Regelaltersrente, die Betriebsrente vom Arbeitgeber (rund 90 Prozent aller Arbeitnehmer bekommen eine Betriebsrente!) sowie die eigene private Altersvorsorge. Während des gesamten Arbeitslebens zahlen die Arbeitnehmer monatlich 18,5% ihrer steuerpflichtigen Einkommen in das Rentensystem ein, wer privat vorsorgt, kann bei einem entsprechenden Anbieter mehr zahlen. Die Besonderheit am schwedischen Modell: Es setzt auch auf den Kapitalmarkt.
Wer möchte kann in Schweden bereits mit 61 Jahren in Rente gehen, muss dann aber mit starken Abschlägen rechnen. Mit 65 Jahren bekommt man die Regelaltersrente, vorausgesetzt man hat 40 Jahre in Schweden verbracht. Und wer will, kann auch bis 67 weiterarbeiten. Im Schnitt bekommt ein Rentner zwischen 55 und 60 Prozent des Gehaltes der letzten Jahre des Berufslebens. Wer nur wenig verdient hat oder kurz beschäftigt war, bekommt eine Garantierente. Diese beträgt umgerechnet ca. 850€, die Höhe ist aber von mehreren Faktoren abhängig. Dazu gehört unter anderem der Familienstand, Dauer der Ansässigkeit in Schweden und die Höhe der einkommensbasierten Rente.
Der AP7-Pensionsfonds
In die kapitalgedeckte Prämienrente fließen 2,5 Prozentpunkte des gesamten Beitragssatzes von 18,5 Prozent. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings kann der Versicherungsnehmer wählen, in welchen Fonds investiert werden soll: Zur Auswahl stehen weit über 100 Produkte von privaten Anbietern. Wird kein Wahl getroffen, wird der entsprechende Betrag automatisch in einem staatlichen Pensionsfonds (AP7) investiert. Derzeit wählen rund 50 Prozent der Arbeitnehmer in Schweden den AP7. Das macht ihn nicht nur zur beliebtesten Variante in Schweden, sondern zu einem der größten Fonds in Europa.
Der AP7-Pensionsfonds besteht aus zwei Teilen: Dem AP7 Equity Fund sowie dem AP7 Fixed Income. Während letzterer ausschließlich in festverzinsliche Wertpapiere Investiert, investiert der AP7 Equity Funds in über 3000 Unternehmen weltweit, überwiegend in Industrie- und Schwellenländer. Dabei spielen auch soziale und ökologische Aspekte eine Rolle: Missachtet zum Beispiel ein Unternehmen die Rechte der Arbeitnehmer oder fertigt und liefert Komponenten für Chemie- und Kernwaffen, landen diese Unternehmen auf einer schwarzen Liste. Seit Oktober 2020 sind mehr als 60.000.000.000 Euro investiert.
Wie genau der Beitrag der Arbeitnehmer investiert wird, hängt von dessen Alter ab. Bei Beitragszahlern unter 55 wird alles in den Equity Fund investiert, also in Aktien. Ab 56 Jahren werden jährlich bis zu vier Prozent in den Fixed Income Funds investiert. Auf diese Weise wird mehr Stabilität in das Portfolio gebracht und hohe Volatilität teilweise ausgeglichen.
Sozialleistungen und Zuschüsse
Ähnlich wie in Deutschland gibt es Zusatzleistungen, wenn die Rente nicht reicht. So können Wohngeld oder die Altersgrundsicherung beantragt werden. Verstirbt der Ehepartner, kann die Hinterbliebenenrente beantragt werden. Diese greift auch, wenn Kinder und Jugendliche zu Halb- oder Vollwaisen werden.
Vorbild für Deutschland?
Das Rentensystem in Deutschland steht mit dem Rücken an der Wand. Immer mehr Beitragszahler gehen in Rente und werden immer älter, während immer weniger Arbeitnehmer einzahlen. Bereits jetzt muss der Staat die Rentenkassen jährlich mit mehreren Milliarden an Steuergeldern bezuschussen. Eine Reform ist daher unabdingbar, will man die Renten nicht massiv kürzen und das Eintrittsalter erhöhen. Nicht ohne Grund ist daher das schwedische Rentensystem auch für Politiker interessant und könnte als Vorbild für Deutschland dienen.