SCA: Ein Riese in Schweden

Schweden wird oft als das Land der Seen und Wälder bezeichnet. Das ist auch nicht ganz unbegründet, denn immerhin gibt es in Schweden rund 280.000 km² Wald sowie 100.000 größere und kleinere Seen. Es ist daher sicherlich wenig überraschend, dass die Holzindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. So wurden laut Statista 2023 in Schweden insgesamt 77,2 Millionen Kubikmeter Rundholz und 17,9 Millionen Kubikmeter Schnittholz erzeugt.1 Einer der großen Akteure ist dabei die Svenska Cellulosa AB (kurz: SCA, ISIN: SE0000112724). Wer bereits eine Rundreise durch Schweden gemacht hat, wird sicherlich die ein oder andere Einrichtung der SCA bemerkt oder zumindest gesehen haben.

Gegründet wurde die Svenska Cellulosa AB 1929 von Ivar Kreuger als Beteiligungsgesellschaft für zehn schwedische Unternehmen der Holzindustrie. Seit dem ging es dank zahlreicher Übernahmen und Kooperationen mit dem Unternehmen stetig bergauf. So wurde 1975 das Unternehmen Mölnlycke AB (Hygieneprodukte) übernommen, 1990 folgte das auf Transportverpackungen spezialisierte Unternehmen Reedpack. Ein weiterer Coup war die Übernahme der Marke Tempo von Procter & Gamble im März 2007.

Die Finanzkriese von 2007 ging auch an der Svenska Cellulosa AB vorbei. So wurden ab 2009 insgesamt elf Werke in Europa geschlossen, dabei gingen 2.200 Arbeitsplätze verloren.2 Dabei traf es überwiegend die Werke in Osteuropa, da die Nachfrage nach den dort produzierten Produkten einbrach. 2017 wurden dann die Sparten Holzwirtschaft und Hygieneprodukte getrennt. Letztere werden nun unter von der Firma Essity vertrieben. Essity vertreibt in Deutschland unter anderem die Marken Tempo und Zewa. Der Unternehmenssitz von SCA wurde im Zuge dieser Abspaltung nach Sundsvall verlegt.

Größter Anteilseigner der SCA mit mit 29,3 Prozent der Stimmen das Investmentunternehmen Industrivärden, gefolgt von der norwegischen Zentralbank mit 9,6 Prozent und der Svenska Handelsbanken mit 3,4 Prozent. 48,2 Prozent der Stimmrechte befinden sich im Streubesitz.

Ein breites Produktspektrum

2023 hatte die Svenska Cellulosa AB 3413 Mitarbeiter und einen Umsatz von 18,081 Mrd. SEK.3 Die größten Abnahmeländer sind Geschäftsbericht 2023 Schweden, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika.4 Die Hauptprodukte sind Schnittholz, Zellstoff und Verpackungspapier- bzw. Kartonage. Aus der bei der Holzverarbeitung anfallenden Nebenprodukten stellt das Unternehmen flüssige sowie feste Biokraftstoffe her. Dabei wird unter anderem auch die elektrische Energie aus den eigenen Windkraftanlagen genutzt.

SCA ist größter Waldbesitzer

Mit einer Waldfläche von mehr als 2,7 Millionen Hektar ist die SCA der größte private Waldbesitzer in Europa. Der größte Teil dieser Waldflächen befindet sich in Schweden und wird forstwirtschaftlich genutzt. Aber auch in Estland, Lettland und Litauen baut das Unternehmen seinen Waldbesitz aus. Hier sind es inzwischen insgesamt 70.000 Hektar.5 Die kahlgeschlagenen Flächen werden dabei zwar wieder aufgeforstet, allerdings lediglich mit schnellwachsenden Bäumen. So entsteht eine Monokultur, die nicht wirklich zur Biodiversität beiträgt. Das so gewonnene Holz wird in eigenen Werken weiterverarbeitet. 2023 hatte die Svenska Cellulosa AB vier Sägewerke (Bollstabruk, Gällö, Munksund, Tunadal), zwei Papierfabriken (Munksund, Obbola), zwei Zellstofffabriken (Sundsvall, Timrå) sowie ein Werk zur Herstellung von Pellets und Biokraftstoffen in Härnösand.6 Hinzu kommen Umschlageplätze in Sundsvall, Umeå, Kiel, London und Rotterdam.7 Außerdem unterhält das Unternehmen mehrere Umschlagplätze in Schweden, auf denen das Holz von den LKWs auf die Schiene verladen werden.

Holzwirtschaft in der Kritik

Der Kahlschlag in der Holzindustrie ist immer mal wieder in der Kritik

In den letzten Jahren ist die Holzindustrie immer mal wieder in die Kritik von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder Robin Wood geraten. Dabei geht es hauptsächlich um die radikale Abholzung, bei der kaum Rücksicht auf den Boden, die Lebewesen und auch den Altbestand genommen wird. Besonders tragisch ist dabei die Tatsache, dass auch die natürlichen, alten Wälder abgeholzt und gegen schnellwachsende Wälder ersetzt werden. So wurden seit 1950 rund 60 Prozent der Waldfläche gerodet und durch schnell wachsende „Waldplantagen“ ersetzt. Dabei sind es gerade diese ursprünglichen Wälder, die so wichtig für die Artenvielfalt, als CO2-Speicher und als Nahrungsquelle für die Rentierherden der Sami sind.

Die Regierung in Stockholm ist sich dieser Problematik durchaus bewusst, allerdings hat die Forstwirtschaft in Schweden traditionell eine starke Lobby. Diese kämpft seit Jahren erfolgreich gegen schärfere Regeln gegen die radikale Abholzung versucht sich durch hohe finanzielle Investitionen als grün zu verkaufen.

  1. Holzerzeugung in Schweden bis 2023 | Statista ↩︎
  2. Wayback Machine ↩︎
  3. scas-annual-report-2023_eng_klickbar.pdf ↩︎
  4. scas-annual-report-2023_eng_klickbar.pdf ↩︎
  5. SCA in the Baltics – SCA ↩︎
  6. Unsere Geschäftsbereiche – SCA ↩︎
  7. Terminals – SCA ↩︎

Bild im Header: Bergslagsbild AB

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