Während in Deutschland die Debatte um das Aus von fossilen Heizungen hart und emotional geführt wird, das das Thema in Schweden schon längst nicht mehr aktuell und die Dekarbonisierung ist zumindest in diesem Bereich abgeschlossen. Statt mit Öl und Gas funktioniert das Heizen in Schweden fast ausschließlich mit Strom, Fernwärme oder Holz. Doch lässt sich das auch so auf Deutschland übertragen?
Grundsätzlich waren Öl- und Gasheizungen in Schweden nie wirklich weit verbreitet. Das hat vor allem einen Grund: Die weiten Entfernungen und die dünne Besiedlung. Hier lohnt sich die Installation und der Unterhalt eines notwendiges Gasnetzes schlichtweg nicht. Hinzu kommt eine relativ hohe CO2-Steuer, die bereits 1991 eingeführt wurde und seit 1994 an die jährliche Inflation gekoppelt ist.1 Es wurde also schon immer viel mit Holz und später mit Strom geheizt. Das ist bei den Strompreisen in Schweden allerdings auch kein Problem. Während die Kilowattstunde Strom in Deutschland rund 30 Cent kostet, liegt der Preis in Schweden bei umgerechnet rund 20 Cent (inkl. aller Entgelte). Ganz vergleichen lässt sich das allerdings nicht, denn in Schweden haben die meisten oft einen variablen Stromtarif (rörligt elpris), welcher im Sommer günstiger und im Winter teurer ist.
Aktuell erfolgt das Heizen in Schweden durch Fernwärme (57% Prozent), Elektroheizungen und Wärmepumpen (26 Prozent) sowie Biomasse (14 Prozent).Erdgas und Heizöl machen gerade einmal 3 Prozent aus.2
Fernwärme auf dem Vormarsch
In Schweden wird vor allem die Fernwärme favorisiert und das Netz entsprechend ausgebaut. Inzwischen gibt es in fast jeder Stadt ein Fernwärmekraftwerk und ein entsprechendes Netz, um vor allem Mehrfamilienhäuser mit Fernwärme zu versorgen. Insgesamt macht Fernwärme rund 57 Prozent der Energie aus, die zum Heizen genutzt wird.3 In der schwedischen Stadt Uppsala werden sogar rund 95 Prozent aller Häuser mit Fernwärme versorgt.4 Die Wärme wird dabei überwiegend durch Biomasse erzeugt. Allerdings gibt es auch alternative Energiequellen: So werden durch die Abwärme des Rechenzentrums der Atnorth AB rund 20.000 Wohnungen in Stockholm versorgt.5
Heizen in Schweden je nach Region unterschiedlich
Während in den Städten überwiegend mit Fernwärme und Strom geheizt wird, wird in ländlichen Regionen oft die Luft- oder Erdwärmepumpe bevorzugt. Weiter nördlich ist auch der Brennstoff Holz noch immer von Bedeutung und wird gerne genutzt. Dabei wird nicht selten der Holzofen in den Warmwasserkreislauf integriert, sodass der Holzofen für warmes Wasser sorgt und auch die Heizkörper erwärmt. Auf diese Weise können recht gute Wirkungsgrade erzielt werden, außerdem ist Brennholz relativ günstig zu bekommen und hat eine gute Verfügbarkeit.
- BEE-Briefing zur CO2-Bepreisung in Schweden und der Schweiz: Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. ↩︎
- Verbreitung radikaler Systeminnovationen – Fallbeispiel Wärmeversorgung Schweden ↩︎
- https://www.expobiomasa.com/de/Fernw%C3%A4rme-Fernw%C3%A4rme/Schwedens-St%C3%A4dte-haben-Fernw%C3%A4rme-Biomasse ↩︎
- https://powerplants.vattenfall.com/de/uppsala/ ↩︎
- https://www.datacenter-insider.de/atnorth-in-schweden-liefern-wir-etwa-60-prozent-des-jahres-fernwaerme-a-21909545dc114d065a34ca5202c1dfc2/ ↩︎